Kirche Nepperwitz

Kirche Nepperwitz

Sie ist eine alte Dorfkirche aus der Zeit um 1500, in der sich seit 2006, innen Alt und Neu einen gemeinsamen Weg in die Zukunft bahnen. Bilder an den Emporen aus der Zeit um 1700 und der neue Flügelaltar fordern den Besucher heraus.

Zufällig entdeckte man bei der Renovierung 1974, dass sich an den Emporen, unter sieben Farbschichten, längst vergessene Gemälde verbargen. Unter der Leitung des Amtes für Denkmalpflege wurden sie freigelegt und restauriert. Geschichten aus dem Neuen Testament sind an der ersten Empore und aus dem Alten Testamentes an der zweiten Empore im Stile der damaligen Malerei dargestellt.

Die alte Nepperwitzer Kanzel konnte nicht mehr gerettet werden. So kam 1974 im Zuge der Restaurierung, aus der einsturzgefährdeten Canitzer Kirche (Canitz bei Riesa), eine aus dem 16. Jh. stammende farbenfroh gestaltete Kanzel nach Nepperwitz.

Einer kleinen Revolution gleich kam die Aufstellung des, der Kirchgemeinde 2006 geschenkten Flügelaltars, gemalt von Michael Fischer-Art. Die Aufstellung spaltete Kirchgemeinde und Kirchenvorstand in Befürworter und Gegner. Nach einem Jahr verteilte der Kirchenvorstand Abstimmzettel und der Flügelaltar durfte stehen bleiben. Die Mehrheit der Nepperwitzer (62%) befürwortet ihn damals. Da Nepperwitz am Jakobspilgerweg liegt, betreten jährlich zwischen 50 und 70 Pilger die Kirche. Auch einzelne Besucher und mehrere Gruppen reisen jedes Jahr wegen des Altarbildes an. Eine Auswertung von 232 Einträgen im Gästebuch ergab, dass sich 83% für den Altar in dieser Kirche aussprachen und 17% dagegen. Ich selbst denke, das von Fischer-Art gemalte Bild regt zur Auseinandersetzung mit der Botschaft Jesus und zum Nachdenken über den eigenen Glauben an, was nicht immer jedes althergebrachte Altarbild schafft.

Text und Foto Günther Geißler

Sanierung und Restaurierung Kirche Nepperwitz

 

Vorhaben im Rahmen der LEADER-Entwicklungsstrategie mit dem Ziel der Erreichung einer ausgewogenen räumlichen Entwicklung der ländlichen Wirtschaft und Gemeinschaft, einschließlich der Schaffung und des Erhalts von Arbeitsplätzen

Vorhaben

Sicherung und nachhaltige Erhaltung eines ortsprägenden Bestandteiles der Dorfgeschichte.

Im alten Ortszentrum von Nepperwitz findet man heute auf dem Friedhofsgelände das älteste Gebäude des Dorfes. Die ursprünglich in der Zeit weit vor 1500 errichtete Kirche erhielt Ihren heute noch erhaltenen gotischen Chor (Altarraum) sowie eine zweite Glocke etwa um 1478. 1834 wurde die Kirche um den Sakristeianbau und später noch um einen kleineren Anbau erweitert. Zwischen 1700 und 1922 wurde die Kirche mit einer Empore, neuen Kanzel, ersten und zweite Orgel, neuen Sakristei, neuem Altarbild, zweitem und drittem 3-stückigem Glockensatz sowie einer Turmuhr ausgestattet. Im Jahre 1971 wurden die wiederendeckten Kassettenbilder aus 17. Jahrhundert an der Empore umfassend und aufwendig restauriert.

Trotz einzelner über die letzten Jahrzehnte durchgeführten Umbau-, Instandsetzungs-, Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen befindet sich die bauliche Substanz der Kirche mit Sakristei und Anbau in einem unbefriedigendem Zustand. Es liegen Schäden am Mauerwerk, Naturwerksteinelementen, Dacheindeckung, Tragwerk, Dachentwässerung, Blitzschutzanlage, Fenstern und Außentüren, Innen- und Außenputz, Innentür sowie Mauerwerksabdichtung vor. Um den fortschreitenden Verfall und damit einen drohenden Verlust des geschichtträchtigen Gebäudes zu verhindern, muss zeitnah in einem ersten Abschnitt eine umfassende Sanierung und Restaurierung der nachstehend genannten Bauteile erfolgen:

  • Wiederherstellung Mauerwerksverbund im Sockelbereich;
  • Entfeuchtung Baukörper;
  • Sanierung und Restaurierung von Naturwerksteinelementen;
  • Anpassung Dachentwässerung und Blitzschutz am Gebäude;
  • Sanierung, Restaurierung bzw. Ergänzung von Fenstern und Außentüren;
  • Abbruch und Neuaufbringung Innenputz im Sockelbereich, Sanierung Deckenputz Kirchenschiff sowie Anstrich aller Wand- und Deckenflächen;
  • Sanierung, Restaurierung bzw. Ergänzung einer Innentür;
  • Einbringung mineralische Vertikalsperre zur Mauerwerksabdichtung, einschließlich Herstellung neuer Niederschlagswasserableitung, Anpassung Blitzschutzanlage sowie Ausbildung Pflasterbelagsstreifen an Gebäudeaußenwänden
  • Sanierung und Restaurierung Turmuhr.

Maßnahmenbeschreibung

– Behutsame Abnahme des gesamten, als nicht tragfähig eingestuften Innenwandputzes bis zu einer Höhe von im Mittel 1,50m und sensible Entfernung des Anstriches an der Decke im Kirchenschiff.

– Wiederherstellung eines geschlossenen und statisch beanspruchbaren Innen- und Außenmauerwerks durch Rissverdämmung oder –verpressung sowie Ertüchtigung von Misch- und Bruchsteinmauerwerksbereichen mit Trass-Kalk-Mörtel.

– Entfeuchtung des Gebäudes mittels Unterbrechung der Oberflächenspannung des Wassers im Kapillarsystem des Mauerwerks durch ein aktives, elektrophysikalisches System, welches einen Ionenaustausch und Elektronenfluss auf natürlicher Basis zwischen der Elementarladung des Erdreiches und der Feuchtigkeit des Mauerwerks ermöglicht und das Wasser, der Gravitation folgend, selbstständig ins Erdreich zurücksinken lässt.

– Sanierung und Restaurierung der geschädigten Naturwerksteinelemente mittels Entfernung von Altanstrichen, Oberflächenverschmutzungen, Vergrünungen, Kalk- und Mörtelschleier, sowie Salzen, leichter Retusche, Rissklammerung, Ersetzungen durch Vierungen, Verfüllen von Fugen, Nacharbeitung von Fasen, Richten von Einzelelementen und Verfestigen von Türhaspen sowie abschließende Versiegelung der Naturwerksteinelemente durch silikonfreie Hydrophobierung oder Anstrich mit Leinöl.

– Anpassung der Dachentwässerung und Blitzschutzanlage an die neue Einbausituation im Bereich des Überganges vom Gebäude zum Gelände.

– Restaurierung der Bleiglasfenster über eine Erneuerung des Windeisenschutzanstriches, Reparatur der Flacheisen, einschließlich Ersatz der Verkittung, Austausch defekter oder Ersatz fehlender Scheiben und wieder in Blei fassen, Reinigung der Bleiverglasung, – der restlichen Fenster über Entfernung und Erneuerung losen Kittes, Ausbau und Austausch oder Instandsetzung defekter Holzbauteile, Wechsel beschädigter Glasscheiben mit dem im historischen Bestand nachgefertigten, mundgeblasen oder originalen Altscheiben, Reinigung der Scheiben und Bleiverglasung, Wiederherstellung der Funktionalität der Flügel und Beschläge, Entfernung von Altanstrichen und Anstrich mit Leinöl, 3-fach, – der Außen- und Innentüren über Ausbau und Austausch oder Instandsetzung defekter Holzbauteile, Wiederherstellung der Funktionalität der Flügel und Beschläge, Entfernung von Altanstrichen und Anstrich mit Leinöl, 3-fach.

– Erneuerung des entfernten Innenputzes im Sockelbereich mit zweilagigem Trass-Kalk-Putz, eventuel vorherigem Haftspritzbewurf, sowie Nachfugen des Zyklopenmauerwerks mit Trass-Kalk-Mörtel. Fachgerechtes schließen der Deckenputzrisse im Kirchenschiff mit möglicher Nachverfestigung der Putzträgerkonstruktion aus Reet auf Holzschalung. Einschließlich abschließendem Anstrich aller Wände und Decken mit pigmentierter Kalkfarbe.

– Für den Einbau einer Vertikalsperre wird am erdberührtem Mauerwerk das um das Gebäude befindliche Erdreich bzw. die Kiesschüttung aufgenommen und durch Rissverdämmung oder –verpressung sowie Ertüchtigung von Misch- und Bruchsteinmauerwerksbereichen mit Trass-Kalk-Mörtel wieder ein geschlossenes und statisch beanspruchbares Gründungsmauerwerk hergestellt. Parallel dazu ist die Niederschlagswasserableitung und Blitzschutzleitungsanlage um das Gebäude neu zu verlegen. Nach erfolgter Einbringung der mineralischen Abdichtung um das gesamte Gebäude bis 0,25m Breite, Schachtbreite im Mittel etwa 0,80m, und 1,30m Tiefe,  wird die Geländeoberfläche etwa 0,50m umlaufend um das Gbeäude mittels einem oberflächenwasserableitendem, eingeschlämmtem Polygonalpflasters geschlossen. Vor dem Eingangsportal ist die Antrittplatte aus Naturwerkstein neu auszurichten.

– Vorgehensweise zur Restaurierung der vorhanden mechanischen Turmuhr mit 24-Stunden-Werk. -Sie trägt kein Firmenschild oder eine Seriennummer. Das Werk weist sehr hohe Ähnlichkeiten mit den Turmuhren der Werkstatt Bernhard Zachariä (Leipzig) auf. Besonders die frühen Werke (bis ca. 1900) aus dieser Werkstatt wurden mit Stiftengang-Hemmung und identisch geformten Gußrahmen produziert. Der Gußrahmen ist bereits durchgängig mit Sechskantschrauben montiert. Leider wurden in der Vergangenheit die Zahnräder (und der Gußrahmen) mit einem deckenden Korrosionsschutzanstrich versehen, was im Bereich der Laufflächen sehr ungünstig ist. Mit einer üblichen Pendellänge von ca. 120 cm besitzt die Uhr ein Gang- und ein Stundenschlagwerk, welche nebeneinander angeordnet sind. Am Stiftengang ist bereits ein Stift abgebrochen, das Werk ist aktuell nicht gangbar.-:

Ausbau Uhrwerk und komplette Demontage in Werkstatt, gründliche Reinigung des gesamten Uhrwerkes, Überprüfung / Instandsetzung der Lager, Prüfung, ggf. Überarbeitung eingelaufener Triebstöcke, ggf. Volltriebe wenden bei erkennbarem Verschleiß, Prüfung Pendelfeder, Erneuerung Pendelschaft in Lindenholz, Prüfung Stiftengangrad und Ersatz des abgebrochenen Stifts, Erneuerung von 1 Ziffernblättern auf Metallblech mit Revisionsöffnung für Zeiger, Erneuerung Uhrschlaghammer für Stundenschlag, Ergänzung Motoraufzug (2x) für Gang- und Schlagwerk, Zusätzliche Sicherheitsabschaltung für Kettenaufzug, Stilllegung alte Gangwerksgewichte, neue Ketten und Aufzugsgewichte unterhalb Uhrwerk, Prüfung der Zeigerwellen und Züge, Prüfung Zeigergetriebe und Gewichte, Reinigung und Ölung Gehäuse ggf. Abnahme unhistorischer Altanstrich (Schwarz), Endmontage / Inbetriebnahme.

– Begleitung der Maßnehme durch Restauratoren und Gutachter, welche Putz-, Mörtel-, Naturwerkstein- und Farbbefundsuntersuchung am Mauerwerk, dem Innen- und Außenputz, den Naturwerksteinelementen sowie den Fenstern, Außen- und Innentüren durchführen, alle Ergebnisse dokumentieren, Rekonstruktionsverschläge erstellen und darauf aufbauend die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten überwachen.

Zielsetzung

Wiederherstellung eines geschlossenen und statisch beanspruchbaren Außenmauerwerks, entfeuchtetem Baukörper, unverwitterter Naturwerksteinelemente, funktionstüchtigen Niederschlagsentwässerung, betriebsfähigen Blitzschutzanlage, dichter Fenster- und Außentüren, geschlossenen und mauerwerksschützenden Putzfassadenfläche sowie gesperrter Grundmauern und damit Verhinderung von eindringendem Wasser in den Baukörper, was die Grundlage für die Einschränkung eines fortschreitenden Verfalles und damit für den Erhalt des gesamten Baukörpers über einen weiteren, langen Zeitraum bildet. Zusätzliche Restaurierung mit anschließender Wiederinbetriebnahme Turmuhr.

Effekt für die Region: Sicherung und Bewahrung eines geschichtlich bedeutenden Kulturdenkmales mit historisch wertvollen Technik- und Bauelementen.

Bewertungskriterien

Das unter Denkmalschutz stehende Objekt befindet sich in zentraler Lage, in unmittelbarer Nähe zu einer gut frequntierten Pilgerherberge, Jugendbegegnungszentrum für Kirchenbezirk Leipziger Land, Lutherweg und Muldethal-Radweg.

Nach der Sanierungsmaßnahme wird das Gebäude weiterhin vorrangig als Kirche genutz, aber auch für multiple kulturelle Verwendung zur Verfügung stehen. Bei der Sanierung wird die historische Bausubstanz erhalten. Für eine Vielzahl von Veranstaltungen wird das Gebäude öffentlich zugänglich sein. Es besteht vollständige Barrierefreiheit, augenommen die Emporen. Die Baumaßnahme erfolgt unter Erbringung von Privatkapital.

Durch die Erhaltung des geschichtsträchtigen sowie geistlich und kulturell bedeutenden Bauwerkes erfährt die Region eine erhöhte Wertschöpfung, regionale Identitätsstärkung und Lebensqualitätssteigerung. Es werden dabei Bereiche der Siedlungsentwicklung gefördert, die soziale Inklusion erhöht, die kommunalen Infrastruktur gestärkt, der demografische Wandel eingedämmt, der Tourismus belebt sowie Umwelt und Klima positiv beeinflust. Das Vorhaben vernetzt Akteure inner- und außenhalb der Region, beispielsweise Kommune und Kirchgemeinde sowie Kirchgemeinden verschiedener Regionen.

Ausführungsanpassungen:

  • Zusätzliche Herstellung einer historischen Antrittsplatte aus Naturstein vor dem südlichen Eingangsportal, einschließlich Anfertigung einer Schrägrampe, Umsetzung eines Bleiglas-Medaillons, Erneuerung von Außentürbeschlägen, Wetterschutzverleistungen an Außen- und Windfangtüren, Schließanlage sowie geringfügige Elektroinstallationsarbeiten, wie Kabel, Schalter, Dosen und Lampen.
  • Mengenmehrungen bzw. Mehraufwendungen vielen im Bereich Wand- und Deckenputz für außerordentliche Boden- und Wandschutzmaßnahmen, für die Entfernung der bestehenden Anstriche und Putze, der neuen Wand- und Deckenanstriche und der dabei notwendig gewordenen Verwendung von Sonderanstrichen, wie KEIM Sodalit und KEIM Romalit, dem restauratorische Nacharbeiten von Ornamenten sowie dem Materialwechsel im Pflastersystem des Traufstreifens an.
  • Ausführungsänderungen erfolgt von einer geplanten Instandsetzung des ursprünglich sichtig bleibenden Zyklopenmaurwerks im Sockelbereich zu einer vollflächigen Verputzung des Selbigen.
  • Außerplanmäßige Erweiterung des Leistungsumfanges um eine vollständige Fassadensanierung mit Reparaturen von Putzfehlstellen und 2-fachem Anstrich mit KEIM Unikristalat auf KEIM Fixativ sowie farblicher Absetzung an Faschen, Lisenen, Putzbändern und Gesimsen sowie Reparatur der Niederschlagsentwässerung an den Dachtraufen und westlichem Mauerwerksgiebel, zusätzlichem südlichen Fallleitungsstrang am Kirchenschiff und erneuerten Niederschlagsentwässerungsleitungen an Sakristei und Leichenhalle, einschließlich aller notwendigen Gerüstgestellungen.
  • Nicht zur Ausführung kam die mineralische Abdichtung der Außenwände.

Ergebnis:

Die vorgehend beschriebene Maßnahme ist vollzogen und wurde, wie in der Maßnahmenbeschreibung und Zielsetzung sowie Ausführungsanpassungen dargelegt, ausgeführt. Damit ist das Vorhaben abgeschlossen und die Zielsetzung erfüllt.